August 31, 2022

Die richtigen Tools für gute Online-Nachhilfe (2022)

Fernunterricht und Online-Nachhilfe gehören seit der Corona-Krise irgendwie dazu. In diesem Beitrag möchte ich Dir einen Überblick darüber geben, welche digitalen Tools und Hardware Du für eine gute Online-Nachhilfe benötigst.

Es gibt viele Alternativen am Markt. Allein die Wahl des für Dich richtigen Video-Konferenz-Tools benötigt einige Recherchezeit. Deshalb möchte ich Dir hier einen Überblick geben. Was gibt es also bei der Wahl der richtigen Tools und Hardware zu beachten und welche Alternativen sind zu empfehlen?

Im Überblick: Was wird grundsätzlich als Lehrender benötigt?

Digitale Tools zur Kommunikation

  • Zoom
  • Google Hangouts
  • Skype
  • Teams
  • Senfcall
  • BigBlueButton
  • Cisco Webex
  • GoToMeeting
  • Jitsi
  • Screenleap

Digitale Tools zur Visualisierung

  • Miro
  • Twiddla
  • Scribblar
  • Groupboard (auch für Mathe-Funktionen)
  • Awwapp

Weitere digitale Tools

  • Dateiablage (Google Drive, Dropbox, Microsoft OneDrive)
  • Video-Aufnahme-Tools z.B. Screencastify

Hardware

  • Webcam
  • Headset
  • Dokumentenkamera
  • (Grafik-)tablett

Digitale Tools zur Kommunikation

Vor einigen Jahren dachte man bei Videotelefonie vor allem an das Tool „Skype“. Heute gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Anbietern. Damit Du für Dich das richtige Tool finden kannst, solltest Du wissen, welche Kriterien Du zur Bewertung von Video-Konferenz-Tools heranziehen kannst:

  • Videoübertragung vorhanden?
  • Bildschirmübertragung vorhanden?
  • Chatfunktion vorhanden?
  • Einfache und intuitive Bedienbarkeit gegeben?
  • Aufzeichnungsfunktion vorhanden?
  • Bild- und Audioqualität für meinen Anwendungszweck gut genug?
  • Teilnehmeranzahl ausreichend?
  • Preis (kostenfrei oder gegen Gebühr)?
  • Whiteboard-Funktion vorhanden?
  • Ist das Tool datenschutzkonform?

Im Überblick oben siehst Du verschiedene Tools am Markt. Für die Online-Nachhilfe ist eine gute Videoqualität wichtig. Der Anbieter Skype ist hier z. B. eher schwach. Vor allem ab drei Teilnehmern sinkt die Audio- und Videoqualität stark ab.

Praktisch ist auch, wenn das Tool eine Whiteboard-Funktion besitzt, um Sachverhalte direkt im Video-Konferenz-Tool visualisieren zu können. Das ist zwar noch kein Ausschlusskriterium, da Du auch ein zusätzliches Tool zur Whiteboard-Funktion nutzen kannst (siehe unten). Praktischer ist eine Lösung in einem aber sicherlich trotzdem.

Für die Schüler und Schülerinnen ist eine Aufnahmefunktion ein zusätzlicher Pluspunkt. So können sie die Nachhilfe aufzeichnen und sich später Erklärungen nochmal anschauen. Unter diesen Prämissen fallen einige Anbieter wie Skype oder Google Hangouts weg.

Folgend also eine Auswahl von Tools, welche einen Großteil der genannten Punkte erfüllen:

Zoom als einer der größten Corona-Profiteure

Das Video-Tool Zoom war ein Profiteur der Corona-Pandemie. Die Nutzerzahlen sind rasant gestiegen und die Plattform wird von vielen Einrichtungen verwendet. Zoom ist in der Basic-Version kostenlos. Allerdings sind Besprechungen ab drei Teilnehmern auf 40 Minuten begrenzt. Kostenpflichtige Versionen gibt es ab 13,99 € pro Monat.

Link zur Webseite

  • Bedienung: Sehr einfache und intuitive Bedienbarkeit
  • Bild- und Tonqualität: Sehr gut (HD-Audio und HD-Video)
  • Funktionsumfang: Online-Besprechungen, Videokonferenzen, Bildschirmfreigabe, Chat, Whiteboard-Funktion, Übergabe von Tastatur-/Maussteuerung
  • Unterstütze Systeme: Mac, Windows, Linux, iOS und Android
  • Datenschutz: Zu Beginn der Corona-Pandemie stand Zoom in der Kritik wegen Datenschutz- und Sicherheitsmängeln. Das US-amerikanische Unternehmen reagierte mit Updates und verbesserte den Datenschutz in einigen Punkten. Allerdings kam die Berliner Datenschutzbeauftragte Maja Smoltczyk im Juli 2020 bei einer Kurzprüfung von Video-Konferenz-Diensten zu dem Ergebnis, dass die bekannten Anbieter Zoom, Google Meet, Skype, Microsoft Teams Mängel bei der Datenverarbeitung aufweisen. In einem 3-stufigen Ampelsystem sind die Dienste „rot“ bewertet. So wird Zoom wie folgt charakterisiert: „Mängel im Auftragsverarbeitungsvertrag. Unzulässige Einschränkungen der Löschpflicht. Unzulässige Datenexporte. Zweifel an der Zuverlässigkeit des Anbieters.“ (Quelle: Seite 14)

GoToMeeting: Ein Tool aus dem Business-Umfeld mit vielen Funktionen

Das Video-Konferenz-Tool GoToMeeting ist kostenpflichtig, hat dafür aber auch viele Funktionen. Das Tool wird vor allem im Business-Umfeld verwendet. Nach einer kostenlosen Testzeit gibt es verschiedene Abo-Modelle zur Wahl. Das Modell Business kostet aktuell 14,33 € im Monat.

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  • Bedienung: Benutzerfreundliche Anmeldung und Registrierung
  • Bild- und Audioqualität: Sehr Gut (HD-Video)
  • Funktionsumfang: Online-Meetings und Videokonferenzen, VoIP-Audio, Bildschirmübertragung, Konferenzeinwahl per Telefon, Aufzeichnungsfunktion, Chat, Zeichenwerkzeuge, virtuelles Whiteboard, Übergabe von Tastatur-/Maussteuerung
  • Unterstützte Systeme: Mac, Windows und Linux, Mobile Apps
  • Datenschutz: Auch das Tool GoToMeeting, welches ebenfalls von einem US-amerikanischen Anbieter stammt, wurde bezogen auf den Datenschutz mit „rot“ bewertet. Im Detail sieht der Berliner Datenschutz folgende Probleme: „Mängel im Auftragsverarbeitungsvertrag. Unzulässig beschränkter Anwendungsbereich. Unzulässige Datenexporte.“ (Quelle: Seite 10)

Jitsi Meet schneidet in Sachen Datenschutz besser als Zoom und GoToMeeting ab

Jitsi ist ein kostenfreies Open-Source-Tool, quelloffen und Web RTC-kompatibel. Du kannst über Jitsi-Meet direkt ein Meeting erstellen, ohne dafür einen Account zu benötigen. Anschließend können durch Weitergabe einer URL einfach weitere Teilnehmer eingeladen werden. Möchtest Du datenschutztechnisch die höchsten Standards erfüllen, kannst Du auch kostenpflichtige Anbieter wählen. Diese Anbieter verwenden ebenfalls das Open-Source-Tool Jitsi, aber die Anwendung läuft auf eigenen Servern. Übrigens bezeichnet man diesen Dienst als Hosting. Ein deutscher Anbieter ist hier bspw. NETWAYS Web Services, dessen Rechenzentren ausschließlich in Deutschland untergebracht sind. Dafür ist die monatliche Gebühr hier auch etwas höher. Die Jitsi-Medium Version mit bis zu 50 Usern und 6 Moderatoren kostet 39.99 €.

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Link zur Webseite NETWAYS Web Services

  • Bedienung: Benutzerfreundlich und einfach. Für die kostenfreie Jitsi Meet Version ist keine Installation nötig, du kannst direkt im Webbrowser starten.
  • Bild- und Audioqualität: Sehr Gut (HD-Video)
  • Funktionsumfang: Online-Meetings und Videokonferenzen, VoIP-Audio, Bildschirmübertragung, Teilnehmer können sich per „Handzeichen“ melden, Statistik über Sprechzeit während der Konferenz, Aufzeichnungsfunktion. Eine Whiteboard-Funktion gibt es leider nicht. Unten findest Du ein Beispiel für ein externes Whiteboard-Tool.
  • Unterstützte Systeme: Mac, Windows und Linux, Mobile Apps
  • Datenschutz: Jitsi in Kombination mit einem Anbieter, welcher deutsche Server verwendet, hat beim Datenschutz-Check gut abgeschnitten. Die rechtliche Bewertung des Berliner Datenschutz ist hier sogar auf „grün“ (Quelle: Seite 4 und Seite 12)

BigBlueButton speziell fürs E-Learning entwickelt

BigBlueButton ist ebenfalls eine Open-Source-Videokonferenzlösung und wurde speziell für die Anwendung im E-Learning entwickelt. Hier sind alle wichtigen Werkzeuge enthalten, die virtuelles Lernen unterstützen. Deshalb wird dieses Tool gerne von Universitäten eingesetzt, die eigene leistungsstarke Rechenzentren haben und das „Hosting“ selbst übernehmen.

Im Datenschutz-Check wurde der Anbieter Werk21 geprüft. Eine weitere interessante Lösung ist „senfcall.de“Senfcall ist eine spendenfinanzierte Initiative von Studierenden, um den DSGVO-konformen Einsatz von Video-Konferenzen zu ermöglichen. Alle Daten werden auf einem Server in Deutschland verarbeitet. Dieser Service ist aktuell kostenfrei. Für die Arbeit in einer Organisation wird aber vermutlich ein Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung (AV-Vertrag) notwendig sein. Aktuell kann Senfcall das noch nicht anbieten, allerdings arbeiten sie daran.

  • Bedienung: Benutzerfreundlich und einfach starten über einen Webbrowser.
  • Bild- und Audioqualität: keine Angabe.
  • Funktionsumfang: Online-Meetings und Videokonferenzen, VoIP-Audio, Bildschirmübertragung, Aufzeichnungsfunktion, Chat, Zeichenwerkzeuge, virtuelles Whiteboard, Umfrage-Funktion
  • Unterstützte Systeme: Mac, Windows und Linux, Mobile Apps
  • Datenschutz: Für BigBlueButton gilt dasselbe positive Ergebnis wie für Jitsi (s. o.) (Quelle: Seite 5 und Seite 13)

Fazit

Es gibt viele großartige digitale Tools zur Kommunikation. Die vorgestellten Optionen sind auf jeden Fall technisch eine gute Wahl für Online-Nachhilfe. Die konkrete Auswahl richtet sich nach Deinen persönlichen Präferenzen bzgl. Aspekten wie Preis und Anforderungen an den Datenschutz.

Digitale Tools zur Visualisierung

Hat dein Videokonferenz-Tool, das Du gewählt hast, keine Whiteboard Funktion? Kein Problem. Es gibt hier sehr viele kostenfreie Tools. Genauso wie vor Ort auf einer Tafel oder einem Blatt Papier, kannst du über digitale Whiteboards Dinge erklären oder visualisieren. Meistens musst Du das Tool nur im Browser öffnen, einen neuen Raum erstellen und den Link dann mit den Schülern teilen. So kann gleichzeitig auf einem Whiteboard gearbeitet werden. Die Videotelefonie läuft natürlich trotzdem weiter.

Hier ein Beispiel für ein Online-Whiteboard von vielen:

Das interaktive Whiteboard Twiddla ist kostenlos und es ist keine Anmeldung erforderlich.

Du musst nur auf der Website twiddla.com über die grüne Schaltfläche GO einen Whiteboard-Raum öffnen. Danach schickst Du deinen Schülern den Link zum Raum, welchem sie beitreten können.

Hier kann der Lehrende mit den Schülern zeitgleich arbeiten (zeichnen, schreiben, rechnen etc.). Dokumente (z. B. Aufgabenblätter) können hochgeladen werden, auf denen ebenfalls gemeinsam gearbeitet werden kann.

Tipp: Jeder muss sich bei neuen Tools kurz einarbeiten. Schaue auf YouTube einfach nach Erklärvideos zu deinem gewählten Programm. So kannst Du Dich sehr schnell in alle neuen Tools einarbeiten. Also keine Angst vor neuen Dingen!

Weitere Tools: Gemeinsame Dateiablage

Es ist nicht ungewöhnlich, dass man Unterlagen wie Arbeitsblätter oder die gemeinsamen Aufnahmen des Unterrichts miteinander teilt.

Sehr gut ist es dann, wenn nicht jeder seine eigene Ablage hat, sondern Schüler und Lehrer immer über die gleichen Dokumente und Unterlagen sprechen.

Google Drive bietet hier eine einfache, kostenlose Möglichkeit für eine gemeinsame Dateiablage. Hier kann man für Tabellen Google Tabellen und für schriftliche Dokumente Google Docs verwenden.

Das Schöne daran: Du bzw. Deine Lehrer und die Nachhilfeschüler können gleichzeitig an einem Dokument arbeiten oder gemeinsam eine Matheaufgabe lösen.

Kostenlose Alternativen sind Dropbox oder Microsoft OneDrive.

Hardware

Spätestens seit Corona sind wir sicherlich alle mit dem notwendigsten ausgestattet, um digital zu kommunizieren. Computer/Laptop, Webcam und Mikrofon/Headset gehören zur Grundausstattung für Online-Unterricht.

Dokumentenkameras können den Unterricht erleichtern

Eine zusätzliche Arbeitserleichterung können Dokumentenkameras sein. Auch wenn digitale Whiteboards klasse funktionieren, ist es manchmal einfacher etwas wie gewohnt auf einem Blatt Papier aufzuzeichnen und zu erklären. Eine Dokumentenkamera ist quasi eine Webcam, welche Du auf deinen Arbeitsplatz richtest. So kann der Schüler auf seinem Bildschirm sehen, was Du gerade schreibst. So als würde er neben dem Lehrenden sitzen.

Wie funktioniert das? Du musst dafür die Dokumentenkamera (per USB) einfach an deinen Computer/Laptop anschließen und die notwendigen Treiber installieren. Danach kannst Du in deinem Video-Konferenz-Tool einstellen, welches Bild übertragen werden soll.

Preislich gibt es sehr große Unterschiede. Professionelle und sehr gute Dokumentenkameras können mehrere hundert Euro kosten. Günstige Einsteigermodelle gibt es ab 50 Euro. Ein Beispiel für eine mittelpreisige Variante findest Du z. B. hier.

Grafiktabletts helfen beim digitalen Visualisieren und sind kostengünstig zu erwerben

Mit einer Maus auf einem digitalen Whiteboard zu schreiben kann herausfordernd sein. Möchtest Du lieber komplett digital arbeiten, ist ein Grafiktablett (anstelle einer Dokumentenkamera) zu empfehlen. Das Grafiktablett mit dem Stift ist ein Eingabegerät für deinen Computer und ersetzt dabei deine Maus. Auf einem Grafiktablett kannst Du also wie auf einem Blatt Papier mit speziellem Stift deinen PC steuern und mit gewohnten Schreibbewegungen auf dem Online-Whiteboard Dinge visualisieren. Einfache Grafiktabletts gibt es schon ab circa 40 Euro zu kaufen.

Laptop und Tablet in einem - Premium Hardware

Natürlich gibt es Laptop und Tablet auch in einem. Beliebt sind hier z. B. die Geräte von Microsoft (Microsoft Surface Book). Falls sowieso eine Neuanschaffung getätigt werden muss, ist das vielleicht eine Überlegung wert. Aber wie bereits gezeigt, kann Online-Nachhilfe auch ohne teure Neuanschaffungen hervorragend funktionieren.

Wie Du siehst, gibt es eine Vielfalt an digitalen Tools, um das Beste aus Online-Nachhilfe rauszuholen. Also scheue Dich nicht davor, neue technische Möglichkeiten auszuprobieren! Nach einer kurzen Einarbeitungsphase kannst Du deinen Unterricht so vielleicht noch effizienter und bequemer gestalten.


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